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Narbentherapie: Informationen und Tipps 
rund um Haut und Narbe

Unser Anspruch: Ihr Wohlbefinden

Wir möchten Sie in Ihrem Wohlbefinden unterstützen. Hier erfahren Sie alles rund um das Thema „Narbe und Narbentherapie“. Die Narbentherapie ist ein komplexes Thema und wirft oft viele Fragen für Betroffene, aber auch für deren Angehörige auf. Wie ist die Haut aufgebaut, wie und warum entstehen Narben? Welche Möglichkeiten der Narbenbehandlung gibt es und wie kann Ihnen mit einer Narbentherapie geholfen werden? Wir versuchen viele Ihrer Fragen zu beantworten und Ihnen zu helfen, optimal unterstützt im Leben zu stehen – für Lebensfreude in Bewegung!
 

Wissenswertes über unsere Haut

Die Haut: Spiegel des Lebens

Mit eineinhalb bis zwei Quadratmetern ist die Haut das größte und nervenreichste Organ des menschlichen Körpers und macht bis zu ca. 20 % des Körpergewichtes aus. Sie übernimmt zahlreiche komplexe Körperfunktionen wie Wärmeregulation sowie Schutz vor Infektionen, Umwelteinflüssen und Austrocknung.

Deshalb ist ihre einwandfreie Funktionsweise enorm wichtig. Gleichzeitig ist sie aber viel mehr als „nur“ ein Organ: die Haut ist unser Kontakt zur Außenwelt und unverzichtbar als Kommunikationsinstrument für zwischenmenschliche Funktionen. Berührungen jeglicher Art werden über die Hautoberfläche wahrgenommen, Empfindungen und Gefühle können über sie ausgedrückt und gespürt werden. Nicht umsonst spricht man von der Haut auch als „Spiegel des Lebens“. Viele Veränderungen, die im Körper stattfinden, der persönliche Lebensstil, Gemütszustand oder auch Schwankungen im Hormonhaushalt, werden über die Haut sichtbar.

Gut zu wissen

  • Babyhaut ist ca. 20 bis 30 % dünner als die Haut eines Erwachsenen. Zwar besteht sie aus der gleichen Anzahl an Hautschichten, jedoch sind die einzelnen Schichten deutlich dünner. Sie ist daher besonders zart und empfindlich.
  • Die weibliche Haut zeigt einen anderen Aufbau als die männliche: Die Oberhaut des Mannes ist im Vergleich zu der einer Frau viel dicker. Zusätzlich sind dessen Bindegewebsfasern stärker vernetzt und umschließen wesentlich kleinere Fettkammern.

Wie ist die Haut aufgebaut?

Abbildung Hautschichten

Die Haut ist komplex aufgebaut. Ihr Aufbau ist an allen Stellen gleich. Sie besteht aus drei Schichten (Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut), die unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Die Dicke der Haut variiert je nach Körperregion. Betrachtet man die Haut im Gesicht oder am Handrücken, ist diese dort um ein Vielfaches dünner als beispielsweise am Oberschenkel.

Oberhaut: Schutz und Immunorgan

Die oberste Schicht der Haut (lat. Epidermis) ist, obwohl sie sehr dünn ist, das Schutzschild des Körpers. Die Epidermis ist die Hautschicht, die vom Betrachter als Haut wahrgenommen wird. Die Aufgabe der Oberhaut ist der Schutz des Körpers vor zahlreichen Einflüssen von Außen wie UV-Strahlung oder Schadstoffen. Mikroorganismen wie Bakterien können, bei intakter Oberhaut, nicht in den Körper eindringen. Zusätzlich verhindert sie das Austrocknen des Körpers. Die Zellen der Oberhaut erneuern sich permanent und haben einen Lebenszyklus von ca. einem Monat. Danach sterben sie ab und lösen sich von der Hautoberfläche.

Lederhaut: Netzwerk und Transportsystem

Direkt unter der Oberhaut und mit ihr verbunden liegt die Lederhaut (lat. Dermis). Sie ist dicker als die oberste Hautschicht und durch Kollagen- und Elastinfasern sehr kräftig, elastisch und reißfest. Im Gegensatz zur Epidermis enthält diese Schicht Nervenzellen, Blut- und Lymphgefäße. Die Lederhaut ist unter anderem dafür zuständig, dass Berührungen wie Streicheln, Druck, Schmerz, Temperaturen oder auch Juckreiz gefühlt werden. Die in der Dermis enthaltenen Blutgefäße regulieren außerdem den Wärmehaushalt der Haut.

Unterhaut: Fettspeicher der Haut
 

Die Unterhaut (lat. Subcutis) besteht größtenteils aus Fettgewebe, das Energie speichert, den Körper vor Kälte schützt und ihm als Polster dient. Je nach Körperregion ist diese Hautschicht unterschiedlich dick ausgeprägt. In der Subcutis finden sich außerdem die Haarwurzeln sowie die Talg- und Schweißdrüsen des Körpers.


Narbenbildung: Warum entstehen Narben?

Jede Verletzung der Haut hinterlässt Spuren – in Form von Narben. Ist eine Verletzung nur oberflächlich oder klein, fallen diese Narben oft kaum auf. Ist aber eine große Fläche der Haut betroffen oder die Verletzung reicht bis in tiefe Hautschichten, können deutlich sichtbare Narben bleiben und zu großen Einschränkungen im Alltag führen. Jeder Patient geht anders mit seinen Narben um, die persönliche Geschichte dahinter spielt dabei eine große Rolle. Eine Narbentherapie sollte nicht nur auf die Zurückgewinnung von Beweglichkeit, sondern auch auf die Wiederherstellung der Ästhetik abzielen. Egal ob klein oder groß, eine Narbe kann einen großen Einfluss auf die Lebensqualität haben. Deshalb kann jede Narbe behandelt werden, um die Narbenqualität möglichst positiv beeinflussen zu können.

Entstehung von Narben

Wird unsere Haut verletzt, durch Unfälle, Operationen oder Krankheiten, versucht unser Organismus, diese Beschädigungen zu reparieren, jedoch oft nicht mit der gleichen Funktionsfähigkeit wie vor der Verletzung. Dies gelingt nur, wenn keine weiteren Begleiterkrankungen vorliegen, die eine Reparatur der Haut erschweren können. Bei oberflächlichen Verletzungen, die nur die Oberhaut (lat. Epidermis) betreffen, können Wunden komplett und ohne Spuren abheilen (Epitheliale Wundheilung). Solche Verletzungen der Oberhaut sind zum Beispiel Sonnenbrände oder auch oberflächliche Schürfwunden. Sind tiefere Hautschichten betroffen, wie dies bei Operationen etc. der Fall ist, kommt es nach den verschiedenen Phasen der Wundheilung zur Narbenbildung. Der Wundheilungsverlauf ist abhängig von Art, Größe und Tiefe einer Wunde.

Abbildung Hautschichten in Reinigungsphase

Abb. 1 Reinigungsphase

Abbildung Hautschichten in Granulationsphase

Abb. 2 Granulationsphase

Abbildung Hautschichten in Reparationsphase

Abb. 3 Reparationsphase

Die Wundheilungsphasen einer Narbe

Um die Entstehung von Narben in der letzten Phase der Wundheilung zu verstehen, kann es helfen, sich den Wundheilungsprozess genauer anzusehen.


1. Reinigungsphase
 

Unmittelbar nach einer Verletzung setzt die Blutgerinnung ein, der Körper versucht die entstandene Blutung zu stillen und gleichzeitig Keime und Bakterien aus der Wunde zu entfernen bzw. deren Eintritt zu verhindern. Diese Phase kann bis zu drei Tage dauern.

2. Granulationsphase

Einige Tage nach der Verletzung beginnt der Körper, Gefäße und Gewebe neu aufzubauen (Granulationsgewebe), mit dem Ziel, die Wunde schnellstmöglich zu verschließen.
 

3. Reparationsphase

Zwischen dem fünften und zehnten Tag nach Entstehung der Wunde beginnt die letzte Phase – die Wunde wird an der Oberfläche geschlossen. In dieser letzten Phase der Wundheilung beginnt die Narbenbildung. Die Reparationsphase kann sich über mehrere Wochen und Monate ziehen.

Die in der Reparationsphase entstandenen Narben können nicht nur ein ästhetisches Problem sein. Die Haut besitzt an den vernarbten Stellen durch Verdickungen, Schrumpfungen und Verhärtungen weniger Elastizität.

Gut zu wissen

  • Narbengewebe kann sich bis zu zwei Jahre nach der Entstehung verändern.
  • In dieser Zeit kann durch Narbentherapie die Ausprägung einer Narbe positiv beeinflusst werden. Gerade zu Beginn der Narbenbildung, also bei einer unreifen Narbe, können somit teils Juckreiz und Schmerzen verringert werden.

Faktoren der Narbenqualität

Narbe ist nicht gleich Narbe. Würde man die Wundheilung einer exakt gleichen Wunde bei zwei verschiedenen Personen beobachten würde die entstehende Narbe nicht identisch aussehen. Eine Narbe bzw. deren Aussehen und Entwicklung hängt von verschiedensten, zum Teil beeinflussbaren, Faktoren ab.

Beeinflussbar

Mobilisation
Je nach Art und Schwere einer Verletzung, aus der eine Narbe entstanden ist, kann zunächst ein passives Bewegen durch einen Therapeuten notwendig sein. Eine Mobilisation der Narbe und der umliegenden Bereiche steigert die Durchblutung, das Bindegewebe wird lockerer, weicher und geschmeidiger. Dies führt zu einer Verbesserung der Narbenqualität.

 Vermeidung von Sonne
Frische Narben sollten nie direkt der Sonne ausgesetzt werden, da sich diese sonst dunkel verfärben können. Eine Abdeckung mit sonnenundurchlässiger Bekleidung bzw. Kompressionsbekleidung und / oder Sunblocker sollte stets berücksichtigt werden.

 
Kompressionstherapie
Das tägliche Tragen von Kompressionsbekleidung hat einen positiven Effekt auf die Narbenqualität und kann eine Heilung unterstützen sowie die Entstehung wuchernder Narben verringern.

 
Silikonprodukte und Salben
Die Verwendung von Silikonprodukten und speziellen Salben wirken sich positiv auf das Narbengewebe aus. Sie halten es feucht, geschmeidig und können die Heilung unterstützen.


 

Nicht Beeinflussbar

  • Lokalisation
    Narben auf Körperteilen, die häufig in Bewegung sind, befinden sich ständig unter Zug. Diese andauernde Zugspannung kann zur Bildung unerwünschter Narbenausprägungen führen.

  • Lebensalter
    In fortgeschrittenem Alter heilen Wunden schlechter, da sich die Hautstruktur verändert. Elastizität und Fettschichten werden weniger, die Blutversorgung nimmt ab. Kinder und Jugendliche neigen zu dickeren und wulstigeren Narben, da oftmals zu viel neues Bindegewebe produziert wird.

  • Hautdicke
    Dickere Haut bildet sichtbare und deutlichere Narben. Die Hautdicke nimmt ab dem Kindesalter zu, mit dem 65. Lebensjahr wieder ab.

  • Hauttyp und Herkunft
    Menschen afrikanischer und asiatischer Abstammung neigen durch starke Neubildung von Bindegewebe verstärkt zu Narbenbildung und auch Wucherungen von Narben.

  • Weitere Erkrankungen
    Begleiterkrankungen oder Vorerkrankungen (Durchblutungsstörungen, Diabetes etc.) haben einen negativen Einfluss auf die Narbenbildung.
Frau mit einer Thoraxbandage zieht eine Jacke an

Welche Narbenarten gibt es?

Je nach vorangegangener Verletzung und der darauffolgenden Wundheilung können verschiedene Arten von Narben entstehen, die sich im Aussehen und ihrer Ausbildung unterscheiden.


Hypertrophe Narben
Erhabene, gerötete oder sogar wulstige Narben werden als hypertrophe Narben bezeichnet. Sie entstehen durch eine übermäßige Neuproduktion von Bindegewebe, das auffällige und dicke Narben bildet. Sie wuchern innerhalb des ursprünglichen Wundbereichs, d. h. die Narben verändern sich nicht unkontrolliert.

Hypertrophe Narben können sich über einen längeren Zeitraum spontan zurückbilden, eine abgestimmte Narbentherapie kann diese Rückbildung unterstützen. Die häufigste Ursache für hypertrophe Narben sind starke Zugkräfte, die während der Wundheilung gewirkt haben. Das ist vor allem an Gelenken der Fall.


Keloide Narben (Keloide)
Ebenso wie hypertrophe Narben sind auch Keloide durch wucherndes Narbengewebe gekennzeichnet. Bei Keloiden wächst dieses jedoch auch über den Wundbereich hinaus und teils selbst nach Heilung der Wunde weiter. Das Wachstum kann auch erst Monate später eintreten. Ursache hierfür sind unkontrollierte und starke Bindegewebswucherungen. 

Die Wucherung stoppt nach einer gewissen Zeit, das entstandene Keloid bildet sich aber nicht zurück. Der Bereich ist gerötet oder dunkler als der Rest der Haut und kann unter anderem auch jucken und schmerzen.

Ein Keloid kann selbst nach einer chirurgischen Entfernung wieder auftreten. Wichtig ist deshalb eine Narbenbehandlung, die zum Teil unterschiedliche Therapiemethoden kombiniert, um langfristig gute Erfolge zu erzielen.

 

Atrophische Narben
Im Gegensatz zu den beiden vorher genannten Narbenarten ist die Narbenoberfläche bei der atrophischen Narbe eingesunken, die Narbe liegt niedriger als die umliegende Haut.

Es wird zu wenig Bindegewebe nachgebildet, um die Wunde wieder komplett damit aufzufüllen. Atrophische Narben entstehen besonders bei schlecht heilenden Wunden wie zum Beispiel nach Akne und sind oft im Gesichtsbereich zu sehen.

Wichtig

Eine Verbesserung von Narben erfordert Zeit und Geduld. Komplett verschwinden lassen kann man eine bestehende Narbe nicht. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn eine Narbe nicht gleich so aussieht, wie Sie sich das wünschen oder Sie bei einer Narbentherapie nicht sofort sichtbare Veränderungen wahrnehmen. Eine Möglichkeit, auch kleinere Fortschritte leichter wahrnehmen zu können, ist die Dokumentation mit Fotos. So haben Sie die Möglichkeit, die Veränderungen im Laufe der Therapie zu vergleichen.


Die 4 Säulen der Narbentherapie

Im Bereich der Plastischen Chirurgie

Nach jedem chirurgischen Eingriff, egal ob nach einem Unfall oder als geplanter Eingriff, verbleiben sichtbare Spuren auf der Haut. Eine gezielte und umfassende Narbentherapie ist deshalb immer wichtig, um Funktions- und Bewegungseinschränkungen zu vermeiden und die Sichtbarkeit und Beschaffenheit von Narben optimal zu verbessern. Das Endresultat jeder Narbentherapie hängt aber von Größe, Art und vielen individuellen Narbenfaktoren ab. Die Plastische Chirurgie kennt vier Säulen, auf die im Folgenden eingegangen wird. Die Wiederherstellung oder Verbesserung von Beweglichkeit und Funktion und oder ein ästhetisches Resultat stehen in der Plastischen Chirurgie, und hier im Speziellen in der Rekonstruktiven Chirurgie und Handchirurgie, im Mittelpunkt. Körperformen oder -funktionen werden durch einen medizinisch notwendigen chirurgischen Eingriff positiv beeinflusst. Außerdem liegt entweder eine medizinische Notwendigkeit oder der persönliche Wunsch nach einer kosmetischen Veränderung des Patienten vor.


1. Säule: Rekonstruktive Chirurgie

Die Rekonstruktive Chirurgie, ein Teilgebiet der Plastischen Chirurgie, kommt nach Unfällen (Unfallchirurgie) sowie nach Operationen, z. B. bei einer Tumorausräumung bei Krebserkrankungen, zum Einsatz. Auch angeborene Fehlbildungen werden in der Rekonstruktiven Chirurgie behandelt. Manchmal wird während der Eingriffe, z. B. infolge einer Krebserkrankung oder anderer Defekte, aber auch nach Unfällen, gesundes körpereigenes Gewebe einer Körperregion transplantiert, um Wundflächen zu verschließen oder fehlendes Gewebe zu ersetzen. In Konsequenz entstehen dann an unterschiedlichen Körperregionen Narben. Diese Narben werden nicht nur als störend empfunden, sondern können auch Einschränkungen in der Beweglichkeit für die Betroffenen bedeuten. Nach erfolgter Wundheilung sollten die aktiven Narbenareale deshalb mit einer geeigneten Narbentherapie behandelt werden.

Eine Narbentherapie unterstützt eine gleichmäßige Abheilung des Narbengewebes und verhindert, dass sich, gerade bei größeren Flächen, wulstige Narben oder auch Narbenschrumpfungen entwickeln, die daraufhin Beschwerden oder auch Schmerzen verursachen können. Gerade bei chirurgischen Eingriffen an sichtbaren Körperregionen spielt außerdem der ästhetische Faktor eine wichtige Rolle. Es ist völlig verständlich und nachvollziehbar, dass der Anblick des entstandenen Narbengewebes nach einer Operation gerade am Anfang nicht einfach ist und eine Akzeptanz dieser neuen und veränderten Situation schwerfällt. Während der entscheidenden Zeit Ihrer individuellen Narbentherapie kann mithilfe von Kompressionsbekleidung und den ergänzenden Produkten wie z. B. Silikonauflagen und Anziehhilfen unterstützt werden. 


2. Säule: Handchirurgie

Ein Spezialgebiet der Plastischen Chirurgie bildet die Handchirurgie. Sie umfasst und behandelt alle Verletzungen, Erkrankungen und Fehlbildungen an der Hand und dem gesamten Arm. Die Hand ist durch ihren sehr komplexen Aufbau optimal auf ihre unzähligen Aufgaben und Bewegungen ausgelegt. Die Hände und die einzelnen Finger sind die wichtigsten „Werkzeuge“ im täglichen Leben, deshalb hat eine bestmögliche und schnelle Wiederherstellung der Funktionalität oberste Priorität. Sie zeichnet sich durch ein perfektes Zusammenspiel ihrer verschiedenen Komponenten wie Knochen, Sehnen, Muskeln, Nerven und Blutgefäße aus. Aufgrund der besonderen Anatomie und begrenzten Fläche des Körperteils liegen diese sehr nah beisammen. Bei allen Eingriffen an der Hand ist deshalb eine sehr genaue Kenntnis der speziellen anatomischen Strukturen nötig. In der Handchirurgie ist eine exakte Schnittführung genauso wichtig wie eine gezielte Narbentherapie im Anschluss an einen Eingriff, denn entstehende Narben können gerade am sensiblen Gewebe der Hand zu großen funktionellen Einschränkungen in der Bewegung führen. Besonders die Feinmotorik leidet unter der Narbenbildung.

Die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung und dadurch eine Verbesserung der Narbenqualität sind bei aktiven Narben am größten. Sie sollten keine wertvolle Zeit verstreichen lassen und direkt nach dem Abheilen der Wunde mit einer Narbentherapie beginnen. Bei fast allen Tätigkeiten im Alltag kommt den Händen eine enorme Wichtigkeit zu. Im Gegensatz dazu gibt es kaum Dinge, bei denen sich auf die Unterstützung durch die Hände verzichten lässt. Spätestens jetzt wird klar, wie wichtig dieses körpereigene „Werkzeug“ ist, denn obwohl die Hände flächenmäßig nur einen kleinen Teil des Körpers ausmachen, benötigt man sie zu nahezu allem. Erst wenn die Funktion der Hände und Finger nicht mehr einwandfrei gegeben ist, wird deutlich, wie sehr wir auf sie angewiesen sind. Selbst verhältnismäßig kleine Narben können an den Händen große Beeinträchtigungen bedeuten. Eine Narbentherapie kann dieses Risiko von Spätfolgen vermindern. Eine effektive Narbentherapie stellt die Funktion und Beweglichkeit der Hand ins Zentrum der Behandlung. Sie setzt sich aus mehreren Bausteinen und Methoden zusammen, Kompressions- und Silikontherapie wie auch Physiotherapie sind hierbei besonders wichtig und sollten bei einer ganzheitlichen Narbenbehandlung nicht fehlen.
 

3. Säule: Ästhetische Chirurgie

Die Ästhetische Chirurgie ist eine weitere Säule der Plastischen Chirurgie. Bei den vorgenommenen Eingriffen liegt im Gegensatz zu den anderen Säulen keine zwingende medizinische Indikation vor, der Eingriff ist kosmetischer Art. Diese Eingriffe können wie auch in der Rekonstruktiven Chirurgie Formveränderungen bewirken, stellen aber das ästhetische Resultat in den Vordergrund. Die Entscheidung für einen ästhetischen Eingriff kann der individuelle Wunsch nach einer körperlichen Veränderung genauso wie das Bedürfnis einer ästhetischen Wiederherstellung nach Unfällen oder Erkrankungen sein. Eine Narbentherapie im Anschluss ist möglich, um entstandene Narben zu verbessern und den Eingriff so wenig wie möglich sichtbar zu machen.


4. Säule: Verbrennungschirurgie

In der Verbrennungschirurgie werden akute Verbrennungen/ Verbrühungen sowie Verbrennungsnarben behandelt. Bei der Behandlung von akuten Verbrennungen und Verbrühungen geht es primär um zwei Faktoren: Wie tief ist die Verbrennung? Wie groß ist die betroffene Körperoberfläche? Die Tiefe wird in Verbrennungsgraden klassifiziert (Grad I, IIa, IIb, III). Ein chirurgischer Eingriff ist meist bei einem Verbrennungsgrad ab IIb (Schädigung bis in tiefe Schichten der Lederhaut) und Grad III (komplette Zerstörung inkl. der Lederhaut und Schädigung der Unterhaut) notwendig. Je nach Tiefe und Größe der Verbrennungen muss der Patient zunächst intensivmedizinisch versorgt werden. In der Verbrennungschirurgie ist es aufgrund der Schwere der Verbrennungen oft erforderlich, Gewebe zu entfernen und dieses mit neuem Gewebe durch Hauttransplantationen zu ersetzen. Eine intensive Behandlung ist gerade bei Verbrennungen enorm wichtig, da Verbrennungsnarben häufig schrumpfen oder neues Bindegewebe stark wuchert. Dies kann unbehandelt zu schweren Funktions- und Bewegungseinschränkungen führen.
 

Gut zu wissen

Mehr als ein Drittel aller Arbeitsunfälle ziehen Verletzungen an den Händen nach sich. Sowohl für die Rekonstruktive Chirurgie als auch für die Handchirurgie gilt: Sobald die entstandene Wundfläche abgeheilt ist, kann mit einer Narbentherapie begonnen werden. Je früher die passende Therapie zum Einsatz kommt, desto besser werden am Ende die Ergebnisse sein.


Behandlungsmethoden in der Narbentherapie

Frau mit schwarzer Thorax-Bandage sitzt an einem Frisiertisch und hält eine Tasse Tee

Narben können leider nicht unsichtbar gemacht werden. Es bestehen jedoch gute Behandlungsmöglichkeiten, um diese in Aussehen und Funktion deutlich zu verbessern. Jede Narbe ist anders, deshalb sind auch die Anforderungen an die Narbentherapie zahlreich. Ein frühzeitiger Therapiebeginn nach einem Eingriff ist nötig, um ein bestmögliches Narbenergebnis zu erreichen.

Der Zeitraum, in dem die Narbe aktiv ist kann so maximal ausgenutzt werden. Bei allen Narben sollte deshalb direkt nach dem Abheilen der Wunde mit non-invasiven (konservativen) Behandlungsmöglichkeiten begonnen werden. Bei Narben, bei denen deutliche Funktions- oder Bewegungseinschränkungen auftreten, kann eine Narbenkorrektur nötig sein. Diese wird je nach Ausprägung der Narbe chirurgisch oder z. B mit einer Lasertherapie vorgenommen. Die für Sie am besten geeignete Therapie oder eine Kombination mehrerer Behandlungsmethoden wird Ihr behandelnder Facharzt für Sie auswählen.

Wichtig

  • Auch bei „alten“ aber noch aktiven Narben, die nicht im Frühstadium behandelt wurden, können mit Kompression und Silikon sehr gute Erfolge erreicht werden.
  • Für einen einwandfreien und optimalen Sitz muss die Passform Ihrer Kompressionsversorgung regelmäßig überprüft werden. Ein Kontrolltermin bei Ihrem Fachversorger ist deshalb in regelmäßigen Abständen notwendig!

Kompressionstherapie in der Narbentherapie

Frau mit dunkelblauer Thorax-Bandage steht in der Küche und hält ein Glas Orangensaft in der Hand

Was ist eine Kompressionsversorgung?
Eine mögliche Behandlungsmethode in der Narbentherapie ist die Ausübung von Druck (Kompression) auf das Narbenareal. Diese kann in Form einer flachgestrickten Kompressionsversorgung erfolgen, die für jedes Körperteil individuell angefertigt wird. Kompression wird schon seit vielen Jahren erfolgreich in der Narbentherapie eingesetzt. Selbst bei älteren Narben kann eine Kompressionstherapie die Narbe positiv beeinflussen.

Anpassung der Kompressionsversorgung
Eine exakt angepasste Kompressionsversorgung übt medizinisch wirksamen und konstanten Druck aus und hilft, den Narbenbereich deutlich zu verbessern. Sie sollte nicht einschnüren aber auch nicht verrutschen. Speziell ausgebildete Fachkräfte aus dem medizinischen Fachhandel werden Ihre persönlichen Körpermaße ermitteln. Anschließend kann eine passgenaue und anatomisch exakt für Sie angefertigte Kompressionsversorgung (z. B. ScarComfort) angefertigt werden. Beim Anmessen wird außerdem festgelegt, ob zusätzliche Sonderausstattungen eingearbeitet werden sollten, wie z. B. Druckpolster (Pelotten), um im Narbenbereich einen optimalen gleichmäßigen Druck zu erreichen. Die für Sie geeignete Kompressionsklasse (die Intensität des Drucks) wird Ihnen von Ihrem Arzt verordnet.

Passform der Kompressionsversorgung
Ihre Kompressionsversorgung sitzt eng und wie eine zweite Haut am Körper. Dadurch wird der gewünschte Druck erreicht.
Deshalb kann es besonders zu Beginn der Therapie gewöhnungsbedürftig und bei frisch abgeheilten Wunden auch manchmal unangenehm sein, die Kompressionsversorgung zu tragen und anzulegen. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern, denn nur durch konsequentes Tragen der Kompressionsversorgung, Tag und Nacht, kann ein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht werden.

Mit ein bisschen Übung und nützlichen Hilfsmitteln wird das Anziehen mit der Zeit leichter und auch das Tragen wird immer mehr zu ihrem Alltag gehören.

Kind sitzt am Tisch

Narbentherapie

Entdecken Sie unsere Produkte aus der Narbentherapie zur effektiven Behandlung von Narben.

Julius der kleine Helfer

Julius - der kleine Helfer

Mit dem „kleinen Helfer Julius“ will Juzo betroffenen Kindern und deren Eltern durch die schwierige Zeit nach einem Unfall helfen. 

Gefahren in Haushalt und Freizeit

Gefahren in Haushalt und Freizeit

Nach dem Motto "Vorsicht ist besser als Nachsicht” wollen wir mit dieser Seite dazu beitragen, dass es in Haushalt und Freizeit zu weniger Unfällen kommt.

Wirkung der Kompressionstherapie

Abbildung Hypertrophe Narbe

Abb. 1 Hypertrophe, wulstige Narbe ohne Kompression

Abgeflachte Narbe unter dem Kompressionsgestrick

Abb. 2 Abgeflachte Narbe unter dem Kompressionsgestrick

Sobald eine Wunde geschlossen ist, kann mit der Kompressionstherapie begonnen werden. Durch den gleichmäßigen und großflächigen Druck der Kompressionsbekleidung können zahlreiche positive Effekte auf das Narbenareal erzielt werden:
 

  • Vermeidung von unkontrolliertem Wachstum 

  • Vermeidung von Wucherung der Narbe

  • Verblassen der Narbe

  • Weicheres Narbengewebe

  • Verringerung der Narbendicke

  • Schutz der empfindlichen Haut bzw. des Transplantats

  • Minderung des Juckreizes auf dem Narbenareal

  • Minderung von möglichen Schmerzen

  • Steigerung der Beweglichkeit von Narben in Gelenkbereichen

  • Minimierung des Risikos von Narbenschrumpfungen und daraus resultierenden Gelenkversteifungen

Therapiedauer der Kompressionstherapie

Die Dauer Ihrer Kompressionstherapie lässt sich nicht präzise festlegen. Sie hängt von mehreren Faktoren ab und kann deshalb von sechs Monaten bis zu zwei Jahren andauern. Ihre persönliche Therapiebereitschaft und Geduld, aber auch Unterstützung und Zuspruch durch Familie und Freunde tragen entscheidend zu Ihrem Therapieerfolg bei. Nur durch das konsequente Tragen der Kompressionsbekleidung (nach ärztlicher Verordnung) kann eine gute Narbenheilung ohne funktionelle Einschränkungen erzielt werden.

Weitere Faktoren, die die Therapiedauer beeinflussen, sind:

  • Schweregrad der Narben
  • Lokalisation und Ausdehnung der Narben
  • Individuell unterschiedliche Heilungsreaktion

Gut zu wissen

Durch eine Kompressionstherapie kann in vielen Fällen eine operative Narbenkorrektur vermieden werden. Dies muss aber individuell und von Fall zu Fall entschieden werden.

Silikontherapie

Die Behandlung von Narben unter Verwendung von Silikon ist eine weitere wirksame Option in der Narbentherapie. Durch Silikon bleibt die natürliche Feuchtigkeit der Haut erhalten, eine Austrocknung des Narbenareals wird dadurch vermieden. Silikonprodukte bestehen aus 100 % medizinischem Silikon. Da sie weich, hochelastisch und sehr anpassungsfähig sind, wird das Tragen als angenehm und nicht störend empfunden. Silikonprodukte können (abhängig von der Narbe und Wahl des Produktes) in Kombination mit einer Kompressionsbekleidung oder alleine getragen werden. Durch einen frühzeitigen, zusätzlichen Einsatz der Silikonprodukte während der Kompressionstherapie kann diese optimal ergänzt und die Wirkung noch verbessert werden:

  • das Narbengewebe wird weicher
  • Reduzierung von unkontrolliertem Wachstum oder Wucherung der Narbe
  • Zusätzlicher Schutz des frischen Narbengewebes, bzw. des Transplantats
  • Vermeidung von direkter Reibung auf der Haut

Auch an Körperstellen, an denen durch die Kompression alleine nicht genug Druck auf das Narbengewebe aufgebaut werden kann, helfen Pelotten aus Silikon, die an diesen Stellen unter der Kompression getragen werden. Dies kann zum Beispiel um den Knöchelbereich oder am Dekolleté der Fall sein.


Tipps für eine erfolgreiche Narbentherapie

Wir haben hier ein paar hilfreiche Tipps zusammengestellt, wie Sie zum Erfolg Ihrer Narbentherapie beitragen können. Oft sind es die kleinen Dinge, die nicht viel Aufwand bedeuten, aber einen zusätzlichen Fortschritt bringen und Ihnen die Therapie erleichtern können.

Icon 23h Tragezeit

Tragezeit
Tragen Sie Ihre Kompressionsbekleidung exakt nach Verordnung Ihres Arztes. Nur so kann ein optimaler Therapieerfolg erzielt werden.

Icon Sonnenschutz

Sonneneinstrahlung
Setzen Sie Ihre Narben keiner direkten Sonneneinstrahlung aus und schützen Sie sich ausreichend mit Sonnenschutz. Direktes Sonnenlicht fördert die Bildung von hypertrophen Narben. Das Narbengewebe kann sich außerdem dunkel verfärben. Kompressionsbekleidung von Juzo (Juzo ScarComfort) garantiert Ihnen einen UV-Schutzfaktor UPF 30. Die Silikonauflagen von Juzo (Juzo ScarPad) bieten zusätzlichen Schutz, da sie über UV-Schutzfaktor UPF 50 verfügen.

Icon 40-Grad-Reinigung

Reinigung der Kompressionsversorgung
Ihre Kompressionsbekleidung kann in der Waschmaschine im Schon- oder Feinwaschgang (bis 40 °C) gewaschen werden. Waschen Sie Ihre Kompressionsbekleidung täglich – nur so bleiben die elastischen Eigenschaften lange Zeit erhalten. Rückstände von Hautschuppen, Salben, Schmutz und Staubpartikeln haben eine schmirgelnde Wirkung auf die Garne und Fasern. Nur durch tägliches Waschen können diese Rückstände komplett entfernt werden und so die Langlebigkeit der Kompressionsbekleidung erhöht werden. Bei allen Waschgängen empfehlen wir das milde Juzo Spezialwaschmittel. Bitte verwenden Sie keinen Weichspüler, da die enthaltenen Weichmacher die Kompressionsfäden angreifen!

Icon Physiotherapie / Ergotherapie

Physiotherapie / Ergotherapie
Gezielte Bewegung durch Physio- und Ergotherapie ist für eine effektive Narbentherapie von großer Bedeutung. Das Narbengewebe wird dadurch mobilisiert und besser durchblutet, das Bindegewebe wird weicher. Außerdem können Gelenkfehlstellungen oder Versteifungen der Gliedmaßen optimal therapiert und dadurch beste Ergebnisse erzielt werden. Halten Sie sich unbedingt an die Therapieempfehlung Ihres Arztes.

Icon Reinigung der Silikonauflagen

Reinigung der Silikonauflagen
Reinigen Sie Ihr ScarPad täglich – nur so kann die notwendige Hygiene im Narbenbereich sowie ein sicherer Halt garantiert werden. Das ScarPad wird mit einem speziellen Reinigungsmittel (Juzo ScarPad Cleaning Soap) gewaschen. Geben Sie ein paar Tropfen der Seife auf das ScarPad und waschen Sie sie gründlich unter fließendem Warmwasser ab. Nach der Reinigung legen Sie die Auflage mit der klebrigen Seite nach oben auf ein trockenes Tuch. Vollständig getrocknet, kann sie erneut verwendet werden.

Icon Narbenpflege

Narbenpflege
Narben bleiben durch tägliches Eincremen und Massieren geschmeidig. Hygiene ist dabei sehr wichtig: Halten Sie das Narbenareal sauber, um Entzündungen vorzubeugen. Folgen Sie den Pflegeempfehlungen Ihres behandelnden Arztes.

Icon Passform

Passform
Kompressionsbekleidung muss perfekt sitzen und darf nicht einschnüren oder rutschen. Bei Gewichtsschwankungen oder dem Wachstum bei Kindern ändern sich die Körpermaße. Wenden Sie sich in diesem Fall an Ihren medizinischen Fachhandel. Dieser überprüft den Sitz der Versorgung und vermisst ggf. eine Neuanfertigung für Sie.

Icon offene Wunden

Offene Wunden
Silikonauflagen dürfen keinesfalls auf offenen Wunden getragen werden! Vor dem Tragen einer Kompressionsversorgung in Verbindung mit bestehenden Wunden halten Sie unbedingt Rücksprache mit Ihrem Arzt. Mit Zustimmung des Arztes kann eine Kompressionsbekleidung bei kleineren Wunden über einen Verband bzw. eine Wundauflage gezogen werden. Restdefekte können unter dem Kompressionsdruck besonders schnell und ohne Komplikationen abheilen.