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2. Adipositas Symposium Rhein-Main

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. med. Sylvia Weiner, Offenbach, und Prof. Dr. med. Christoph Hirche, Frankfurt am Main, fand am 15. Oktober 2023 das 2. Adipositas Symposium Rhein-Main in der area3 in Dreieich statt. Es wurde organisiert von der Akademie der Julius Zorn GmbH und stand unter dem Motto „Raus aus der Haut – Adipositas interdisziplinär“. In 14 Fachvorträgen konnte sich das interessierte Publikum über den aktuellen Stand der Wissenschaft, Innovationen und bewährte Standards in der Praxis informieren und austauschen. Das Thema Adipositas ist bei weltweit steigenden Zahlen weiterhin hochaktuell.   

1. Einfach nur dick?  

Nach der Begrüßung eröffnete Adipositas-Chirurgin Dr. med. Sylvia Weiner mit dem Vortrag „Das Metabolische Syndrom“ den ersten Themenblock. Sie nannte Adipositas eine "Pandemie des 21. Jahrhunderts", denn Hochrechnungen schätzten die Anzahl adipöser Menschen auf eine Milliarde. Die Behandlung der Adipositas sei ein sehr komplexes System, das aus weit mehr als "weniger essen" und "mehr bewegen" bestehe. Es handle sich um einen Kreislauf, der sich immer mehr verstärke.  

Dr. med. univ. Tuzla Maida Ragibovic, Offenbach, zeigte „Die konservative Therapie der Adipositas“ auf. Die entscheidende Basistherapie der Adipositas umfasse drei Säulen: Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie.  

„Adipositas im Kindesalter“ trete immer häufiger auf, so Kindergastroenterologin Dr. med. Johanna Keck, Offenbach. Kinderärztinnen und -ärzte stünden vor großen Herausforderungen in der Behandlung der Stoffwechselerkrankung und bräuchten sowohl eine Entstigmatisierung als auch einen multimodalen Therapieansatz, um Kindern und Jugendlichen die bestmögliche Behandlung bieten zu können.  

Dr. med. Anne Freund, Offenbach, ordnete in ihrem Vortrag „Adipositas-Chirurgie: Status und Update“ die verschiedenen Möglichkeiten der Adipositas-Chirurgie ein. Dabei biete die endokrine Chirurgie, die neben der funktionellen Chirurgie auch die Behandlung des Hormonaushalts einschließe, wesentlich zielführendere Ergebnisse. 

Dass „Postoperative Ernährungs- und Verhaltensregeln in Theorie und Praxis“ umfangreich und erfolgsentscheidend seien, zeigte die zertifizierte Diätassistentin Ursula Ewerts-Hart, Offenbach. Verschiedenste Regeln zu Essrhythmus, Getränken, Sättigungsgefühl, Portionsgrößen, Proteinbedarf, Konsistenz, Nahrungsergänzungsmittel etc. müssten unbedingt eingehalten werden.  

 

2. Drumherum  

Im zweiten Teil des Symposiums drehte sich alles um die Begleiterscheinungen der Adipositas. Den Anfang machte Dr. med. Jeanette Marell, Bad Nauheim, mit dem Thema „Lymphödem und Adipositas: Verstärkt sich das gegenseitig?“. Diese Frage bejahte die Oberärztin der Lymphologie. Beide Erkrankungen müssten jeweils behandelt werden. Eine Besserung der Adipositas brächte auch eine Verbesserung der Lymphödem-Beschwerden mit sich.  

Im Vortrag „Diagnose Lipödem – Eine Betrachtung aus interdisziplinärer Sicht“ zeigte Chirurgin und Lymphologin Nathalena Hein, Seligenstadt, die Schnittmengen der beiden Erkrankungen Lipödem und Adipositas auf. Dadurch sei eine korrekte Diagnose eine große Herausforderung.  

Prof. Dr. med. W. Alexander Mann, Frankfurt am Main, griff das aktuelle Thema „Inkretine, Twinkretine etc.: Ein diabetologisch-endokrinologisches Update“ auf. Inkretin-Analoga und das erste Twinkretin seien sehr wirkungsvolle Medikamente zur Behandlung von Adipositas. Die Gewichtsreduktion bis über 20 % des Körpergewichts sei eindrucksvoll, aber nicht ohne Nebenwirkungen und nur bei dauerhafter Einnahme möglich.  

Dr. med. Michael Pauthner, Offenbach, informierte über die Volkskrankheit Sodbrennen, die meist mit einem Zwerchfellbruch einhergehe. Bei adipösen Patientinnen und Patienten könnten die Symptome oft durch eine Gewichtsreduktion verbessert werden. Die Behandlung mit Medikamenten sei in der Regel die erste Wahl. Bei massivem Übergewicht solle ein adipositas-chirurgischer Eingriff erfolgen.  

Einen Blick auf die „Adipositas in der ambulanten Therapie“ gewährte Physiotherapeut Dennis Wagenknecht, Frankfurt am Main. Die Herausforderungen seien hierbei multifaktorielle Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Atemnot, Schädigungen des Bewegungssystems, Weichteilhemmungen wie Arthrosen oder die notwendigen Voraussetzungen in der Physiopraxis wie Schwerlastgeräte.  

 

3. Ziel erreicht?  

Den letzten Abschnitt leitete Dr. med. Benjamin Ziegler, Frankfurt am Main, mit seinem Vortrag zur „Plastisch-chirurgische Straffungsoperation nach Gewichtsverlust“ ein. Funktionell einschränkende Hautüberschüsse sollten erst nach 12 bis 18 Monaten mit stabilem Gewicht operativ gestrafft werden. Die häufigsten postbariatrischen plastischen Operationen seien Fettschürzenresektion bzw. Bauchdeckenstraffung, Oberarm- gefolgt von Oberschenkel- und Bruststraffung.  

Der Thematik „Schöner und besser? Ästhetisch-chirurgische Techniken in der postbariatrischen Chirurgie“ widmete sich Prof. Dr. med. Holger Engel, Heidelberg. Operationstechniken aus dem Bereich der Ästhetischen Chirurgie ließen sich auf postbariatrische Operationen anwenden. Die Ausnutzung des gesamten "Armamentariums" führe zu guten Ergebnissen mit reduzierten Komplikationsraten.  

„Postoperatives Management nach Plastischer Chirurgie in Praxis und Klinik“ umfasse laut Prof. Dr. med. Christoph Hirche, Frankfurt am Main, die Sicherung der erreichten Ziele einer ganzheitlichen Behandlung, die Risikostratifizierung für Komplikationen der plastischen Chirurgie, Komplikationsmanagement, Behandlung von Begleiterkrankungen und Folgeeingriffe.  

Dr. med. Annette Bachmann, Frankfurt am Main, bezeichnete zum Abschluss der Fachvorträge „Adipositas in der Gynäkologie“ als alltägliche Herausforderung. Adipöse Frauen litten deutlich häufiger unter ausbleibender Menstruation. Adipositas erhöhe alle Risiken während einer Schwangerschaft und Geburt. Schlussendlich hätten Kinder von adipösen Müttern ein deutlich höheres Risiko für Adipositas.  

Dr. med. Sylvia Weiner und Prof. Dr. med. Christoph Hirche fassten die Erkenntnisse der Referate des Tages zusammen und dankten den Referierenden sowie den über 110 Teilnehmenden. Beim anschließenden Get-together konnten sich alle Beteiligten im Foyer der area3 noch einmal persönlichen im Gespräch austauschen. Die Veranstaltung überzeugte durch namhafte Vortragende, die das Adipositas Symposium wieder als abwechslungsreiche Fortbildung gestalteten.  
 

Mehr zu den Veranstaltungen der Akademie finden Sie jederzeit online unter juzo.de/akademie

Julius Zorn GmbH

Juzo mit Hauptsitz im bayerischen Aichach wurde 1912 in Zeulenroda (Thüringen) gegründet und beschäftigt weltweit über 1.100 Mitarbeitenden. Mit der Schwesterfirma in den USA und den verschiedenen Tochterfirmen und Vertriebsorganisationen in Europa und Kanada bedient der Hersteller medizinischer Hilfsmittel einen internationalen Markt. Als Spezialist mit über 100 Jahren Erfahrung in der Kompressionstherapie hat Juzo es sich zur Aufgabe gemacht die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu verbessern und Beschwerden nachhaltig zu lindern. Dafür produziert das Unternehmen innovative Produkte – größtenteils „Made in Germany“ – aus den Bereichen Phlebologie, Lymphologie, Narbenmanagement und Orthopädie wie Kompressionsversorgungen in Rund- und Flachstrick sowie Bandagen und Orthesen. Neben den Produkten der Fachhandels-Marke Juzo gibt es die Juzo Akademie mit Fortbildungen für den medizinischen Fachhandel, die Marke sportomedix mit hochfunktionellen Produkten für ambitionierte Sportlerinnen und Sportler und die Marke EquiCrown mit medizinischen Kompressionsbandagen für Pferde. Mit Hightech, Handarbeit und Herzblut arbeiten die Mitarbeitenden bei Juzo an innovativen und individuellen Lösungen für mehr Lebensfreude in Bewegung. Weitere Infos unter juzo.de

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