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Das Lymphödem

Ein Lymphödem entsteht durch eine vermehrte Ansammlung von eiweißhaltiger Flüssigkeit im Gewebe. Die Lymphflüssigkeit (Lymphe, lat. Lympha = klares Wasser) kann durch das geschädigte Lymphsystem nur unzureichend abtransportiert werden und staut sich deshalb. Ein Lymphödem kann grundsätzlich in allen Körperregionen auftreten, betrifft aber beim Großteil der Erkrankten die Beine.

Der Selbstcheck

Lymph- oder Lipödem?

Um Ihnen die Unterschiede der beiden Krankheitsbilder Lymph- und Lipödem aufzuzeigen, haben wir die wichtigsten Unterscheidungskriterien gegenübergestellt.

LYMPHÖDEMLIPÖDEM

Auftreten des Ödems

asymmetrischsymmetrisch
Schmerzhaftes Druckempfindenneinja
Blaue Flecken (Hämatome)neinja
Wundrose (Erysipel)häufignein

Vorhandene Schwellung an

Fuß- und/oder Handrücken

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Wichtig: Dieser Selbstcheck ersetzt nicht den Besuch bei einem Facharzt. Um eine korrekte Diagnose stellen zu können, ist ein solcher unbedingt notwendig.

Gut zu wissen

  • Ein positives Stemmer’sches Zeichen kann ein Hinweis auf ein Beinlymphödem sein. Dieses können Sie leicht bei sich selbst überprüfen.
  • Versuchen Sie, mit Zeigefinger und Daumen die Haut an Ihrer zweiten Zehe anzuheben. Gelingt Ihnen das und Sie können die Haut gut fassen, spricht man von einem negativen Stemmer’schen Zeichen. In diesem Fall liegt wahrscheinlich kein Lymphödem vor.
  • Gelingt es Ihnen nicht, d. h. die Haut lässt sich nicht anheben, so spricht man von einem positiven Stemmer’schen Zeichen, was darauf hindeutet, dass Sie vermutlich ein Lymphödem haben.
  • Vergleichen Sie die Hautfalten an den genannten Zehen beider Füße. Am Fuß mit einem positiven Stemmer’schen Zeichen ist diese deutlich verdickt.
  • Ist das Stemmer’sche Zeichen negativ, bedeutet dies nicht unbedingt, dass ein Lymphödem ausgeschlossen werden kann. Sollten Sie weitere Symptome haben, lassen Sie Diese bitte unbedingt durch einen Facharzt abklären.


Was versteht man unter einem Lymphödem?

In vielen Fällen treten beim Lymphödem zwar keine Schmerzen auf, es kommt aber zu starken Schwellungen mit Spannungsgefühl in den betroffenen Bereichen, die oft große Bewegungseinschränkungen und weitere Komplikationen nach sich Lymphödeme betreffen sowohl Frauen als auch Männer, wobei die Zahl der erkrankten Frauen höher ist.

Die häufigsten Auslöser für Lymphödeme liegen in vorangegangenen Erkrankungen, wie z. B. Brustkrebserkrankungen bei Frauen. Wesentlich seltener ist eine angeborene Veranlagung (z. B. zu wenige Lymphgefäße). Ein Lymphödem tritt nicht unmittelbar nach einem Eingriff am Lymphsystem auf. Oft geschieht dies erst Jahre später, also extrem zeitversetzt.

So kann es vorkommen, dass die Erkrankung nicht gleich als Lymphödem erkannt wird (Stadium 0). In der Zeit, die dann ohne eine entsprechende Therapie verstreicht, kann sich der Zustand des Lymphödems negativ verändern und eine nachfolgende Therapie erschwert werden.

Aufgrund unterschiedlicher Entstehungsursachen lassen sich zwei Formen des Lymphödems unterscheiden:

Primäres Lymphödem

Ein primäres Lymphödem kann bereits unmittelbar nach der Geburt oder im Laufe des Lebens auftreten. Ursachen für seine Entstehung sind:

  • Angeborenes Fehlen von Lymphgefäßen
  • Über- oder Unterentwicklung von Lymphgefäßen oder Lymphknoten
  • Verhärtungen von Lymphknoten

Sekundäres Lymphödem


Das sekundäre Lymphödem tritt wesentlich häufiger auf als das primäre Lymphödem. Es hat immer eine vorangehende Ursache, durch die das Lymphsystem beeinträchtigt oder geschädigt wurde. Sekundäre Lymphödeme können in allen Körperregionen auftreten, Ursachen dafür gibt es viele. Diese können z. B. sein:

  • Verletzungen, wodurch Lymphbahnen oder -knoten beschädigt werden
  • Operationen, bei denen Lymphknoten entfernt oder Lymphbahnen durchtrennt werden müssen (z. B. Brustkrebsoperation)
  • Entzündungen infolge von Viren, Bakterien, Pilzen, etc.
  • Unbehandelte, chronisch venöse Insuffizienz
  • Tumore, bösartige Erkrankungen, Bestrahlungen, Infektionen, Insektenstiche etc.

Welche Mischformen von Ödemen gibt es?

Zusätzlich zu primären und sekundären Formen des Lymphödems können folgende Mischformen von Ödemen entstehen:

Phlebo-Lymphödem

Das Phlebo-Lymphödem tritt nahezu ausschließlich an den Beinen auf. Es ist die Folge einer phlebologischen Erkrankung, also einer Erkrankung des Venensystems. Ursachen für die Entstehung eines Phlebo-Lymphödems können z. B. Krampfadern, aber auch eine Thrombose sein. Wird ein Ödem, das aufgrund einer Venenerkrankung entstanden ist (Phlebödem), nicht behandelt, führt dies auf Dauer zu Überlastung des Lymphsystems. Das Gewebe verhärtet sich und ein Phlebo-Lymphödem entsteht.

Lipo-Lymphödem

Ein Lipo-Lymphödem kann in fortgeschrittenen Stadien und als eine Komplikation des Lipödems (Erklärung ab Seite 20 dieser Broschüre) entstehen. Die Lymphgefäße werden durch stark wucherndes Fettgewebe eingeengt, die Lymphe kann nicht mehr ausreichend abfließen und staut sich im Gewebe. Anders als normal, entwickelt sich ein Lymphödem im Rahmen einer Lipödem-Erkrankung meist symmetrisch.


Symptome - Woran erkenne ich ein Lymphödem?

Symptome eines Lymphödems lassen sich nach innerlich wahrnehmbaren und äußerlich sichtbaren Symptomen unterscheiden. An den folgenden Punkten können Sie erkennen, ob Sie möglicherweise ein Lymphödem haben.

Die Symptome für ein Lymphödem

Äußerlich sichtbare Symptome
Diese Anzeichen sind deutlich an den betroffenen Stellen erkennbar und können sich in unterschiedlichem Ausmaß wie folgt zeigen:

  • Selbsttest
  • Schwellung einer Extremität, die nicht seitengleich, sondern asymmetrisch auftritt (z. B. nur ein Bein)
  • Fuß und/oder Handrücken sind meist auch geschwollen
  • Hautverfärbungen und andere Hautveränderungen
  • Anfälligkeit für Entzündungen und Hautirritationen
  • Deutlich erkennbare Hautfalten und Furchen
  • Mögliche Bewegungseinschränkungen


Innerlich spürbare Symptome
Zusätzlich zu den sichtbaren Anzeichen gibt es Symptome, die spürbar auf ein Lymphödem hinweisen können:
 

  • Müde, schwere oder schmerzende Extremitäten
  • Druck- und Spannungsgefühl
  • Kribbeln oder Stechen
  • Leichte Taubheit des betroffenen Körperteils
  • Schnellere Ermüdung des betroffenen Beines oder Armes

Wenn Sie eines oder mehrere Anzeichen entdecken, die für ein Lymphödem sprechen, sollten Sie einen Facharzt aufsuchen. Durch eine frühzeitige Diagnose lässt sich der Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen.

Der Daumentest - Wie funktioniert er?

Drücken Sie mit dem Daumen ca. 10 Sekunden in das betroffene Gewebe. Verschwindet die Delle nicht sofort, nachdem Sie den Daumen entfernt haben, deutet das auf ein Lymphödem hin.


Welche Stadien gibt es?

Lymphödeme lassen sich, je nach Ausprägung, in vier Stadien unterteilen. Das Stadium bestimmt auch die Therapieform des Lymphödems, die sich direkt an die Diagnosestellung anschließen sollte, um einer Ausweitung oder Verschlimmerung entgegenzuwirken.

Frau trägt Armversorgung in Batik

Stadium 0 – Latenzstadium

  • Schädigung des Lymphsystems liegt vor und ist bekannt
  • (Noch) kein Ödem sichtbar


Stadium I – Spontan reversibles Stadium

  • Weiche Schwellung
  • Ödem bildet sich durch Hochlagern zurück
  • Fingerdruck hinterlässt eine sichtbare Delle


Stadium II – Nicht spontan reversibles Stadium

  • Verhärtetes Bindegewebe
  • Ödem bildet sich durch Hochlagern nicht mehr zurück
  • Ein Eindrücken mit dem Finger ist kaum mehr möglich


Stadium III – Elephantiasis

  • Volumen des betroffenen Körperteils ist extrem vermehrt
  • Verhärtete Haut mit Hautveränderungen
  • Starke Einschränkung der Beweglichkeit

Das Behandlungskonzept bei Lymphödemen

Die einzige Behandlungsmöglichkeit, die bei einem Lymphödem nachweislich zu einer Verbesserung beiträgt bzw. einer Verschlimmerung entgegenwirkt, ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE). Dazu gehören die Manuelle Lymphdrainage (MLD), eine auf das Stadium des Lymphödems abgestimmte Kompressionsbehandlung, Hautpflege sowie Entstauungsübungen und ein nötiges Maß an Eigeninitiative der Patienten/innen. Nur durch eine konsequente und andauernde Therapie kann das Ausmaß eines Lymphödems reduziert und auch dauerhaft erhalten werden.

Operative Methoden

  • Resektionsmethoden
  • Ableitende Verfahren
  • Rekonstruktive Verfahren

Für alle diese Maßnahmen und Verfahren müssen ganz spezielle Voraussetzungen und Gegebenheiten vorliegen sowie Nutzen und Risiken abgewogen werden.

Gut zu wissen

Wir haben Tipps zusammengestellt, wie Sie Ihrem Körper bei einem Lymphödem zusätzlich zur Therapie etwas Gutes tun können. Unterstützen Sie Ihr Wohlbefinden zum Beispiel durch entsprechenden Sport oder gesunde Ernährung. Finden Sie heraus, was Ihnen persönlich am besten hilft und guttut!


Welche Komplikationen können auftreten?

Wird ein Lymphödem gar nicht, unzureichend oder falsch therapiert, können sich im Laufe der Jahre Hautveränderungen, Gewebeverhärtungen und weitere Komplikationen entwickeln, die zusätzlich zu Problemen führen.

Die Haut wird an den vom Lymphödem betroffenen Körperstellen trocken und beginnt sich zu schuppen. Da Eiweiß durch das geschädigte Lymphsystem nicht ausreichend abtransportiert werden kann, lagert sich dieses im Gewebe ein. Dies kann zu Entzündungen führen. Neues Bindegewebe wird gebildet, das Ödem wird infolge dessen noch größer und verhärtet sich (Fibrosen).

Da das Immunsystem bei Lymphödempatienten/innen im betroffenen Bereich gestört ist, ist der Organismus anfälliger für bakterielle Hautinfektionen wie Wundrose (Erysipel) oder Hautpilz (Mykose). Diese müssen schnellstmöglich medikamentös behandelt werden.